East Side Gallery

Die East Side Gallery repräsentiert ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte und ist sicherlich die Top-Attraktion in Berlin-Friedrichshain. Das längste noch erhaltene Teilstück der Berliner Mauer ist über 1.300 Meter lang. Anders als zu DDR-Zeiten, als die Mauer kalt und grau war, erstrahlt sie nun in bunten Farben. Über 100 Künstler aus aller Welt haben sie nach der Wende mit ihren Motiven versehen und so zur Open-Air-Galerie gemacht.

2016-08-07-16-06-40Seitdem zum Teil weltberühmte Gemälde wie „Mein Gott, hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben“ die Mauer zieren, hat sie sich in Windeseile zum Magnet für Touristen entwickelt. Schließlich ist es auch ohne Kunst am Bau schon schwer genug noch ein Stück Mauer in Berlin zu finden. Ein künstlerisch so aufgewertetes lassen sich Berlin-Besucher deshalb erst recht nicht entgehen.

Dabei müssen wir uns glücklich schätzen, die East Side Gallery heute überhaupt noch zu haben. Denn ursprünglich war geplant, die bemalten Mauerstücke in einer Ausstellung um die Welt zu schicken um sie anschließend zu versteigern. Das letzte zusammenhängende Stück Berliner Mauer wäre auf diese Weise zerstückelt und unwiederbringlich in der Welt verteilt worden, möglicherweise auch noch an Privatperson, die dieses für Deutschland so wichtige Stück Geschichte der Öffentlichkeit entzogen hätten.

Doch Berlin erkannte den Wert des ehemaligen Mauerstreifens noch rechtzeitig und stellte ihn nur ein Jahr nach der Eröffnung im September 1990 unter Denkmalschutz. Ganz so wie damals steht die Freiluftgalerie jedoch nicht mehr am Spreeufer. Einzelne Teilstücke wurden zugunsten von Immobilen entfernt und woanders wieder aufgestellt. Das Areal in guter Lage ist beliebt, Friedrichshain ein immer populärerer Stadtteil der Hauptstadt. Entsprechend müssen immer wieder Kompromisse gefunden werden um die Erinnerung an die Vergangenheit zu wahren und die Weiterentwicklung der Stadt nicht zu behindern. Angesichts des Bevölkerungszustroms kommt Berlin um neue Immobilien nicht umher.

2016-08-07-16-07-26Die Durchbrüche aber haben der East Side Gallery nichts von ihrer Anziehungskraft genommen. Mittlerweile musste die Mauer, die direkt an einer vielbefahrenen Straße steht, mehrfach saniert werden, um ihre Malereien zu erhalten. Seit 2009 handelt es sich bei den Gemälden nicht mehr um die Originale der Wendezeit, sondern um Repliken, die die Künstler zum Teil selbst wieder auf das Mauerwerk malten. Die Originalbilder haben unter Witterungseinflüsse, aber leider auch Graffitis, stark gelitten.

Die Besuchermassen zum einen, der Vandalismus aber zum anderen, haben mittlerweile sogar dazu geführt, dass ausgerechnet die Mauer selbst, die einst die Deutsche Demokratische Republik abriegelte, von einem Zaun geschützt werden muss. Mit einem Selfie vor der Wand geben sich nämlich nur wenige Besucher zufrieden. Vor allem jüngere sind der Meinung sich im Symbol deutscher Geschichte verewigen zu müssen. Zum Teil mit brachialen Mitteln.

East-Side-Gallery
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Die East Side Gallery in Friedrichshain hat für Berlin und ganz Deutschland eine historisch wie künstlerisch so bedeutende Rolle, dass Denkmalschützer den Berliner Senat bereits vor Jahren dazu aufgefordert haben, einen Aufnahmeantrag ins Weltkulturerbe der UNESCO zu stellen. So immerhin könnte die Bedeutung der Mauergalerie auch international unterstrichen und eine weitere Zerstückelung durch Immobilienprojekte verhindert werden. Das würde auch für die vorhanden Immobilen in der Umgebung der Gallery eine Aufwertung bedeuten.